Bericht EDU Sommercamp 2022 in Prizren/Kosovo

 

NfE macht’s möglich - unsere Partnerschule in Gjakova ist mit dabei!

 

Projekte von und mit Education Unlimited e.V.  aus Stuttgart:

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29.11.-2.12.2017 Bericht unseres Vorstandsvorsitzenden Dr. Hartmut Welck über seine Reise in den Kosovo

Bild rechts: Besuch in Gjakova bei Familie Llukaci

 

Impressionen während meines Aufenthalts im Kosovo vom 29.11.-2.12.2017

1.            Aufenthaltsorte: Pristina und Gjakove

2.            Unterkunft: Hotel La Villa,Gjakove: preiswert,30€ p.ÜN. incl.Frühstück: meistens nur Omelette und einen Kaffee,sparsam und kaum Auswahl, Zimmer sauber,Personal  nur männlich,freundlich (meist nur albanisch sprechend),Wlan funktioniert meistens,TV auch (deutsche Sender),Essen:ausreichende Qualität, Licht geht abends oft minutenlang aus, Anschauen von Krimis problematisch!

3.            Giakove: ca.100000 E., ca.400m ü.M.,alte Geschichte(beginnend im 14.Jahrhundert),Gesamteindruck bunt:Altstadt (Bazarstraße) ,ca. 50 Moscheen, Schwerpunkt der röm.kath.Kirche,traditionelle Geschäfte(Straßenverkauf und modere Supermärkte und EZ),alte und neue Gebäude, einiges durch die US-Angriffe im J.1999 zerstört, Gefängnis wird erweitert, viele junge Männer hängen in Cafés herum, Autofahrer: sehr rücksichtslos, Zebrastreifen existieren für sie nicht .

4.            In den Geschäften und öffentlichen Gebäuden sprechen viele Deutsch(Post,Bank etc.), Euro als Währung.

 

Preise in Restaurants:  sehrbillig : Essen  ca.2-4 €,meist Balkanküche(serbisch-albanisch-türkisch)Lebensmittel: eigne Produkte  preiswert(Obst und Gemüse),alles andere auch nicht so billig:  1-Liter Milch 0,98€, vieles kann man preislich runterhandeln, Absprachen für Aufträge  erfolgen ohne Quittung, per Handschlag.

5.            Pristina, 200000 E., Hauptstadt des Kosovo, in der Nähe liegt das historisch berühmte Amselfeld (Schlacht 1389-Serben gegen Osmanen). Fahrt nach Pristina:80km, ca. z.T.sehr enge Straßen,hügelig, Berge von Albanien im Hintergrund (ca.3000 m),dann auch zweispurige Autobahnen, man fährt sehr schnell und riskant

Programm in Pristina: Deutsche Botschaft: kein Einlass, obwohl ich meine Ankunft und meinen Aufenthalt schriftlich mitgeteilt hatte. Äußeres Bild: wie Festung: Stacheldraht, Kameras, Polizei, Antragsteller etc. ohne Termin werfen ihr Anliegen (Ich z.B: Widerspruch gegen Entscheid der Botschaft in Sachen E.llukaci) in eine Klappe, die plötzlich herausfährt, eine anonyme Person fordert in rüdem Ton auf: Einwerfen!!

Eine Bestätigung, dass man etwas eingeworfen hat, bekommt man nicht. Man muss jetzt wochen-oder monatelang warten, bis man eine Antwort erhält.

Diese Art des Kundendienstes und der Außendarstellung einer deutschen Behörde  ist völlig kontraproduktiv, abstoßend und nicht hinnehmbar. Verhältnisse wie einst in der DDR beim Kontakt mit ihren Behörden!

Das  monatelange Warten auf einen Termin und dann auf einen Entscheid ist völlig intransparent und nicht nachvollziehbar.  Mehrere Personen aus deutschen NGOs (Diakonie) und Organisationen (Sprachzentrum, Goethe Institut) und aus der Bevölkerung ,mit denen ich gesprochen habe, vermuten bei der Vergabe von Terminen: Korruption.

Ich werde einen ausführlichen Bericht an versch. Politiker in Berlin schicken mit der dringenden Bitte, hier Abhilfe zu schaffen.

-Gespräch mit der Leiterin des Sprachlernzentrums Pristina, Goethe InstitutAnnemarie Farkas Mecinaj: viele Bewerber/innen für Sprachkurse, 2 Nativspeaker aus Deutschland,sie ist bereit, mit meiner Gruppe aus Gjakove zusammenzuarbeiten: Beratung, Prüfungsintensivkurs (14 Tage) und Einstufungstest.

Den Zustand in Gjakove kannte sie nicht: Deutschkurse werden dort  angeboten, aber man lernt fast nichts und fällt regelmäßig 2-3 mal durch die Prüfung, damit diese wiederholt und wieder Gebühren bezahlt werden

-Gespräch mit Flokart XHAVA, APPK, Diakonie Deutschland: sie bieten auch deutsche Sprachkurse an, haben viel Bewerber/innen,die auch gute Abschlüsse machen,dann auch Ausbildungsverträge für die Diakonie in Deutschland haben: aber das Problem ist die Deutsche Botschaft:monatelanges Warten auf Termine.

Kurzer Eindruck von Pristina Stadt: moderne Geschäfte und Restaurants, Schutztruppen (EULEX/EU) Gelände, verstopfte Straßen, daneben wieder viele junge Leute, die herumhängen.

Rückfahrt bei strömenden Regen-viele aquaplaning Unfälle.

6.            Menschen, bes. die Gruppe der ROMA/Ashkali:

Ich habe in den 3 Tagen ca. 20 Roma Mitglieder aus 5 Familien kennengelernt:

sehr gastfreundlich, großzügig, interessiert,aber auch misstrauisch und pessimistisch.

Vater dominiert oft  als Ali BABA,Frauen arbeiten  und versorgen ihn, das besondere Augenmerk gilt ihren Töchtern:die dürfen fast nichts außer arbeiten und die „Herren der Schöpfung“ bedienen.

Beispiel: Fam.Llukaci- Papa und Mama(ca.50 Jahre),einen Sohn(25 J.) und eine Tochter (22 Jahre).Mutter ist Näherin und arbeitet zwischen 40-60 Stunden pro Woche  für monatlich 100€.Tochter Nesha: auch Näherin, arbeitet für holländischen Textilkonzern,ein rüder Albaner  ist ihr Chef. Auch zwischen 50-60 Stunden pro Woche.Verdienst:150€(wenn Geld da ist)-sie wartet manchmal lange ,bis sie ihren Lohn bekommt. Von den 150€ behält sie für sich 30€,den Rest gibt sie zu Hause ab.

Dazu: keine Krankenversicherung, keine Rente (auf Papier letzteres ja),aber Geld für Rente wird oft  nicht abgeführt und Forderung nach Offenlegung der Dokumente  führt i.d.R.zum Rauswurf.

Von diesem Geld lebt die 4 köpfige Familie. Vater und Sohn haben keine Arbeit.

Wohnungssituation: die Familie lebt in 1-2 Zimmern(1 Zimmer ist nicht beheizbar ),haben keine Dusche und keine Toilette, müssen dafür über den Innenhof(dreckig,,Pfützen),um beim Onkel auf dieToilette gehen zu können .

Ich habe kurz entschlossen  1 Wagenladung Split gekauft und Vater und Sohn  machten den Innenhof ein wenig begehbarer, indem sie die Löcher zuschütteten.

Die Zukunftsperspektiven der jungen Leute sind im Kosovo sehr schlecht: ca.62 % der 15-24 Jährigen sind arbeitslos, miserable Schulbildung ,für die meisten ROMA  besteht oft noch ein starkes Verharren in Traditionen,aber:

Man kann ,wenn man sich bemüht, auch Veränderungen herbeiführen:

Ich habe zwei Roma -Frauen(20 und 22 J.) von ihren Vätern „loseisen“ können, mit der Perspektive: Deutsch in Gjakovo zu lernen, um damit Ende des Jahres in D  evtl.einen Mangelberuf zu erlernen (Altenpflege, Kindergärtnerin oder med. Hilfskraft).

Auch sind sie einverstanden, dass beide Frauen nur  noch 50% bei dem „Halsabschneider“ aus Holland  arbeiten, damit sie Zeit haben, sich fortzubilden. Den Lohnausfall werde ich bzw.Sponsoren ausgleichen(4Monate x 75€= 300€ pro Person).

Dies möchte ich als  ein Modell für Minderheiten /Roma ausbauen mit dem Ziel: besonders jungen Frauen aus dem Stamm der ROMA/Ashkali vor Ort fortzubilden(Sprache, Landeskunde etc.)und dann in D in einem Mangelberuf ausbilden zu lassen(bes.Altenplegerhelferin).

Name des Projekts: Fromdarknesstobrightness(Fdtb)

Unterstützung brauche ich nur für die Vorbereitung im Kosovo: Vielleicht für 2 Personen für max.6 Monate: 1200-1500€ (Lernzimmer anmieten, Lohnausgleich, Sprachkurs,incl.Materialien und Gebühren für Tests). Vielleicht finde ich großzügige Sponsoren.

-Ich habe  einen Koffer mit Kinderkleidung und Spielzeug für die ROMA- Familien mitgenommen und habe einen Koffer voll mit  Geschenken zurückgebracht: Naturalien,Hosen,Pullover,Nippes, Fahnen und Spielzeug.Diese Menschen werden zwar oft diskriminiert und ausgegrenzt, trotzdem sind die, die ich kennen gelernt habe,herzliche ,hilfsbereite und freigiebige Personen. Sie haben sich so gefreut,dass jemand zu ihnen kommt und Anteil an ihrem  Schicksal nimmt und dies auch verändern will.

Ich habe ihnen allen ein  Zitat von Erich Kästner zurückgelassen:

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! „

Bei den Töchtern hat das Zitat  schon bei der Entscheidung ihrer Väter Früchte getragen.

Es sollten sich mehr Menschen aufmachen und zu denjenigen gehen, die im Schatten stehen. Man kann verändern, auch wenn nur langsam und oft mit großen Mühen.

 

Stuttgart, den 4.12.2017

 

Dr. Welck


8-10.09.2017 Bericht unseres Mitglieds Sebastian Richter über seinen Aufenthalt in Lwiw, West-Ukraine

 

Die Anreise erfolgte über Wien und Warschau, was nicht unbedingt zu empfehlen ist und ich mir einfacher vorgestellt hatte. Aber der Flug nach Wien war nun mal schon länger vorher gebucht. Zurück nach Berlin ist recht einfach, schnell und sehr günstig (WizzAir).

 

Überrascht war ich über die ersten visuellen Eindrücke, die sich schon beim Landeanflug auf Lviv ergeben: schmucke Häuser, Wälder und ein schöner Spätsommer trugen zu ersten positiven Eindrücken bei. Allerdings sind von oben auch die Plattenbau-Siedlungen unübersehbar. Der Flughafen ist überschaubar, modern, die Passkontrolle gut und schnell. Ein herzlicher Empfang folgt von Sorjana – draußen wartete ihr Mann Roman auf uns mit seinem Wagen. Die Gastfreundschaft der beiden hat mich überwältigt. Ein Buffet von allen möglichen Köstlichkeiten erwartete mich. Dazu gab es einen wunderbaren ukrainischen Rotwein. Eine Platte mit Speck lies mich etwas kritisch drein blicken, aber geschmeckt hat er und soll angeblich auch noch gesund sein. Eine gute Borschtsch-Suppe durfte nicht fehlen. Es gab viel zu erzählen, der Abend war lang und irgendwann waren wir auch alle müde. Schnell wurde die Couch im Wohnzimmer zum Doppelbett, alles ist wie aus dem Ei gepellt. Eine kleine Wohnung (Eigentum), in der sich hinter jedem Einrichtungsgegenstand eine Geschichte verbirgt, die den abenteuerlichen Erwerb zum Inhalt hat. Oft kommen die Gegenstände aus Polen und der Transport hört sich für uns ungewöhnlich an.

 

Die Wohnung erinnert an die Zeiten der DDR, wo auch jeder Bürger versucht hat, in den vier Wänden eine heile Welt zu schaffen. Alles ist maßgeschneidert, durchdacht und tipptopp – anders geht es wohl auch nicht, will man aufgrund der bescheidenen Wohnungsgröße nicht im Chaos versinken. Die Wohnung besteht aus einem kleinen Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, einer kleinen Küche und einem Bad, in dem ebenfalls alles total durchdacht ist, um aus einer kleinen Nasszelle das Optimale rauszuholen. Die meisten Einrichtungsgegenstände sind auf abenteuerliche Weise -meist aus dem Westen- über Polen nach Lviv gelangt.

Von außen sind es große veraltete Wohnanlagen (Plattenbauten), die i.d.R. käuflich vom Staat erworben werden. Die Wohnung hat wohl etwa 40.000 EUR gekostet, für dortige Verhältnisse viel Geld. Der gesamte Innenausbau 8000 US $, was erstaunlich günstig scheint, wenn man sieht, was da alles drin steckt und gemacht wurde. Die beiden haben allerdings auch ein glückliches Händchen, können gut improvisieren und organisieren. Das Internet leistet dabei gute Dienste.

 

Das wird auch deutlich, wenn man bedenkt, was für Reisen beide unternommen haben. Über diverse soziale Medien gelingt es, für ganz wenig Geld, zum Teil ganz ohne finanzielle Mittel, zu übernachten („couch-serven“), Bus zu fahren oder für wenig Geld zu fliegen. Letzteres ist mir vertraut. So waren die beiden u.a. schon in Italien, Frankreich, Spanien, Mallorca, Malta und osteuropäische Länder. Für November planen sie in den Iran zu reisen – recht abenteuerlich schon die Vorbereitungen. Asien steht auch auf der Liste, ebenso wie die USA, Indien….. – danach soll an Familienplanung gedacht werden.

 

Lviv – bzw. Lemberg: die Stadt ist Weltkulturerbe (das Zentrum) und absolut sehenswert. In alten Dokumenten und im Bier-Museum lässt die österreichisch-ungarische Monarchie grüßen. Lviv war in in seiner wechselhaften Geschichte Polnisch, Ungarisch, österreich-ungarisch, sowjet-russisch und ab 1991 west-ukrainisch. Traurige Kapitel (Juden ermordet) gibt es leider auch genug. Heute ist Lviv eine lebendige junge Stadt (alte Universität), die an das bunte Treiben mediterraner Städte in Italien, Frankreich oder Spanien erinnert. Es sprudelt nur so von Lebensfreude, wobei das spätsommerliche Wetter beigetragen haben mag.

 

Es gibt eine Vielzahl von Kneipen und Restaurants, Museen und Kirchen unterschiedlicher Provenienzen. Russisch wird nicht gerne gehört oder gesprochen. Der Krieg in der Ostukraine scheint weit weg, aber das ukrainische Nationalbewusstsein ist ungebrochen. Vielen ist unbegreiflich, dass ukrainische Soldaten als Blauhelme nach Afrika geschickt werden, während es im Osten brennt. Die politisch- militärische Situation ist komplex – ebenso wie das Verhalten mancher Ostukrainer. Ein Thema für sich. Eindeutig ist man dem Westen zugewandt und nicht selten bekommt man den Eindruck, als sei man in manchen Dingen weiter als in Bulgarien oder Rumänien. Korruption ist nach wie vor ein großes Problem, der TÜV würde wieder abgeschafft, nachdem sich das als „Witznummer“ erwies, weil schlichtweg TÜV Bescheinigungen gekauft wurden und einen TÜV ad absurdum führten.

Das Gesundheitswesen ist für unsere Verhältnisse untragbar. Es gibt keine Krankenversicherung. Wer medizinische Dienste benötigt, muss selbst zahlen – ähnlich wie im Kosovo. Wer schwer krank wird und es sich leisten kann, geht in den Westen. Arbeitslosenversicherung besteht und hilft zum Überleben. Das Angebot an Waren und Dienstleistungen ist vielfältig, die Menschen sind offen, interessiert und gastfreundlich.

 

All das haben mir Sorjana und Roman vermittelt, sicherlich ein wenig die „Schokoladenseite“ gezeigt und nicht die dunklen Ecken.

 

Ein wunderbares Wochenende, ein Wiedersehen, als ob die letzte Begegnung erst vor wenigen Wochen gewesen wäre…..und der Wunsch, sich im Winter im Allgäu zum Skifahren wieder zu treffen. La vie est belle :)

 

Sebastian, Mitglied des Vereins NfE

 

Anm.: Sorjana war 2003 bei mir in Brüssel  4 Wochen  als Praktikantin europapolitisch tätig. (Dr. Welck)


August 2017: Praktikumsbericht von Olena Heorhinska aus der Ukraine

Vom 06.07. bis 02.08. 2017 habe ich ein Europa-orientiertes Praktikum bei dem Verein „Nachwuchskräfte für Europa“, Stuttgart, unter der Betreuung von Herrn Dr. Hartmut  Welck, absolviert. Finanziert und unterstützt wurde mein Praktikum überwiegend von der Rochus und Beatrice Mummert Stiftung und dem Kreisverband Stuttgart der Europa Union, wofür ich außerordentlich dankbar bin.

Die Gründe, warum ich mich für das Praktikum beworben habe, waren ganz einfach: jetzt, wie nie zuvor, besteht die Notwendigkeit, die europäischen Gedanken in der Ukraine wach zu halten. Mich hat es schon immer interessiert, wie die Europäische Union funktioniert. Der Aufenthalt in Stuttgart hat es mir ermöglicht, den erwünschten Einblick zu bekommen und diese mir angeeigneten Kenntnisse mit nach Hause zu bringen.

 

Im Rahmen meines Praktikums habe  folgende Institutionen und Organisationen besucht:

1) Institut für Auslandsbeziehungen

2) Landeszentrale für politische Bildung

3) Europaparlament in Straßburg

4) Dialogveranstaltung mit dem Herausgeber des Handelsblatts  Gabor Steingart in Freiburg  auf Einladung der F. Naumann Stiftung, Thema:“Weltbeben“ (Moderator: Prof. Dr. Jürgen Morlok)

5) Europadirect, Europa Zentrum Baden Württemberg

6) Friedrich-Ebert-Stiftung


Während meines Aufenthalts beim Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) sowie auch bei der Landeszentrale für politische Bildung konnte ich einige Aufgaben übernehmen und nicht nur hospitieren, sondern auch mitarbeiten. Das hat mir ermöglicht, die Arbeit der beiden Institutionen, von denen es in der  Ukraine keine vergleichbaren Institutionen gibt, hautnah mitzuerleben.

Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), das sich als interkulturelle Einrichtung um die Darstellung Deutschlands im Ausland kümmert, arbeitet auch mit Bezug zur Ukraine und bietet ein Praktikum für die ukrainischen Jugendlichen in Rahmen von “CrossCulture Programme” sowie auch interkulturelle Trainings zum Thema „Ukraine“ an. Diese Möglichkeiten will ich auf jeden Fall meinen Mitstudierenden mitteilen.

Sehr stark beeindruckt wurde ich von der Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung. Besonders davon, wie viel diese Einrichtung zu bieten hat, um die Bevölkerung politisch aufzuwecken und wie sie die Politik einfach und übersichtlich erklären kann. Das hat mich auf den Gedanken gebracht: Gäbe es eine ähnliche Einrichtung in der Ukraine, würde die Emanzipation des ukrainischen Volkes schneller stattfinden.

Die weiteren Veranstaltungen waren auch höchst interessant: der Besuch des Europarlaments in Straßburg, der vom Europazentrum organisiert wurde, hat ausser der Besichtigung noch die Besprechung mit  dem Vizepräsidenten Rainer Wieland ermöglicht.

Während des Besuchs bei der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde eine interessante Diskussion um die verschiedenen Demokratieeinsätze und deren Wichtigkeit initiiert.

 

Da ich schon in mehreren Austauschprogramme teilgenommen habe, kann ich beurteilen, was an diesem Praktikum ganz besonderes war: die individuelle Betreuung und Förderung. Herr Dr. Welck, als Vorsitzender des Vereins, hat unsere Betreuung  übernommen und ist auf unsere Bedürfnisse individuell eingegangen. Daher wurde ich mit allem Notwendigem versorgt, inklusive einem Zimmer in einer WG, um das ich mich  vor der Anreise nicht kümmern musste. Darüberhinaus, konnten wir sehr viel privat bzw. mit Herrn Welck unternehmen, um besser das kulturelle und soziale Leben in Baden-Württemberg kennen zu lernen. Dies waren z.B. Besuche von Museen, Ballett und Wortkino, eine Fahrt nach Freiburg und zur Donauquelle sowie ein Besuchs der Uni Stadt Tübingen mit einem Privatfahrzeug und vieles mehr.

 

Für mich persönlich war das Praktikum eine lebensverändernde Erfahrung: ich bin nicht nur einfach politisch wach geworden und habe mehr über die EU gelernt; ich konnte mich auch beruflich orientieren und Erfahrungen sammeln, die mich als Mensch und als Bürgerin  weiterbringen. Ich konnte u.a. neue Freunde finden aus Deutschland, Türkei und Ägypten. Darüber hinaus, hat mir das Parktikum geholfen, berufliche Kontakte zu knüpfen und neue Perspektiven zu sehen, wie z.B. ein langfristiges Praktikum in Brüssel, das ich hoffentlich nächstes Jahr absolvieren werde.

 

Pressemitteilung vom IfA zu dem Praktikum:


Juli 2017: Praktikumsbericht von Ingy Jeldin aus Ägypten

 

Im Juni 2017 erfuhr ich über eine Bekannte meiner Eltern von dem Praktikum bei dem Verein Nachwuchskräfte für Europa. Ich sah das Praktikum als die Chance nicht nur Deutschland sondern vor allem Europa besser kennenzulernen und sich selber bei Veranstaltungen zu engagieren. Ich nahm also die Chance sofort und bewarb mich bei Herr Welck. Einige Tage später bekam ich von ihm die offiziell die Zulassung, dass ich ein Teil dieses Programms sein darf. Voller Begeisterung fing ich an in Büchern und im Internet über die EU zu recherchieren und dann war es auch bald Zeit für mich nach Deutschland zu fliegen.

 

Deutschland ist für mich nicht fremd, sondern eher meine zweite Heimat. Als Ägypterin mit Deutsch als Muttersprache bin ich schon von klein an oft in Deutschland gewesen. Bis vor kurzem bin ich in Kairo auf die Deutsch Evangelische Oberschule Kairo gegangen, an der ich diesen Mai mein Abitur absolvierte. Außerdem lebte ich von 2007 bis 2011 in Berlin. Trotz allem war es für mich eine Ehre, nach Deutschland für dieses Praktikum zu fliegen.

 

Meine Erwartungen haben sich viel mehr als erfüllt. Wir machten Ausflüge nach Freiburg, Tübingen und Straßburg. Die ganze Reise war von daher abwechslungsreich und wir erwarben in jeder Stadt viele Informationen über Deutschland und die Einsätze der EU. In Straßburg war es besonders. Wir durften hinter die Kulissen des Europäischen Parlaments und Fragen stellen, dessen Antwort ich sonst von keinem anderen bekommen hätte. Es gab aber mehr als nur Reisen und Spaß. Ich ging für einige Tage in Stuttgart zum Landtag, zum Rathaus, zur Friedrich Ebert Stiftung und wir machten Privat noch vieles mehr wie Museen Ausflüge oder Ballet in der Oper. Stuttgart, eine Stadt in der ich bisher noch nie war, habe ich also von allen Seiten kennengelernt.

 

Mittlerweile weiß ich viel mehr über die EU, die sogenannte Mutter des politischen Systems Deutschlands sehe und wie das ganze System in der Politik funktioniert. Es eröffneten sich seit des Praktikums für mich neue Wege in die Zukunft und vor allem viele neue Kontaktpersonen die mir in meiner Zukunft helfen können.

 

Seit ich zurück in Ägypten bin lässt mich der Gedanke nicht los das politische System in meiner Heimat besser zu erkundigen. Mir stellten sich zum Beispiel fragen warum haben wir in Afrika keine Union wie die Europäische? Ist so etwas überhaupt möglich, und werden die Leute sich engagieren? Natürlich muss man zuerst eine stabile Politik im Land zu haben bevor man auf kontinentaler Ebene denkt.

 

Kurz bevor ich Stuttgart verließ gab mir Herr Welck einige Flyer von dem Verein, um die Leute in Ägypten auf Vereine wie diese und die Programme die sie bieten aufmerksam zu machen. Ägypten steht in vielen Hinsichten in Kooperation mit Deutschland. Es gibt hier z.B. viele Deutsche Schulen, eine Deutsche Universität ( German University Cairo) und einen Campus der TU Berlin in der Touristenstadt am Meer El Gouna. Was ich vor dem Praktikum z.B. nicht wusste ist, dass auch die Friedrich Ebert Stiftung ein Büro

in Kairo hat. Man kann also sehr leicht von Ägypten aus den Kontakt zu Deutschland und somit bald zu der EU knüpfen. Nach diesem Praktikum sehe ich mich verpflichtet mich in der Kommunikation zwischen Ägypten und Deutschland, und auch bald der EU zu verknüpfen.

 

Im Großen und Ganzen werde ich ewig dankbar sein diese Chance, an diesem Praktikums teilgenommen zu haben.